Start mit einem Sprung ins kalte Wasser.. aber ohne kalt und ohne Wasser..

ENGES ZUSAMMENLEBEN

In den ersten zehn Tagen sollte ich laut Plan in ein Dorf etwa 3,5 Stunden von Addis Abeba entfernt an einem Basic-Disciple-Making-Training teilnehmen. Als ich im Dorf ankam, wurde ich vom Team herzlich aufgenommen. Das lokale Team besteht aus zwei Frauen und drei Männern. Während des Trainings haben wir alle in einem 9,5 m² grossen Zimmer auf vier Matratzen geschlafen. Das war für mich etwas Neues. Wir haben uns daher abgewechselt, um den Raum zum Wechseln der Kleidung und ähnlichem zu nutzen. Im Zimmer haben wir gegessen, gebetet, geplant, geschlafen, gearbeitet, gelacht und gechillt.

Das WC hatte einen Sichtschutz aus Halmen. Man konnte jedoch von zwei verschiedenen Richtungen die vorbeigehenden Leute grüssen, während man sein Geschäft verrichtete. Die Ziegen haben das WC ebenfalls sehr geliebt. Wir haben oft gewitzelt, dass man besser schnell die Toilette benutzen sollte, da man nicht wusste, wie lange es dauern würde, bis die Ziegen den Sichtschutz (Halme) aufgefressen haben.

Privatsphäre gleich 0. Dennoch hat alles reibungslos funktioniert. Nachdem ich wieder alleine in meinem Zimmer war, fühlte ich mich in den ersten Tagen sehr einsam. Das ist keine Überraschung, wenn man bedenkt, dass man zuvor gefühlt 24 Stunden am Tag zusammen verbracht hat.

GOTT & ME ZEIT vs. KULTUR

Ich habe schnell gemerkt, dass ich meinen gewohnten Rhythmus der “Zeit mit Gott” meinem Umfeld anpassen muss. Daher habe ich meine freie Zeit tagsüber genutzt. Ich habe mir mit zwei Plastikhockern und meiner Gitarre ein schattiges Plätzchen unter den Bäumen auf dem Feld gesucht. Doch nach etwa 15 Minuten haben mich die Kinder aus dem Dorf entdeckt und sind zu mir gekommen. Als ich sie wegschicken wollte, haben sie sich hinter den Büschen versteckt, mich beobachtet und gelacht. Ich dachte, es würde nicht lange dauern, bis Ihnen langweilig wird. Falsch gedacht. Es dauerte auch nicht lange, bis sich Männer aus dem Training oder dem Dorf zu mir gesellten. Sie brachten Plastikstühle mit und setzten sich neben mich. Ich hörte dann einfach auf, Gitarre zu spielen und hoffte, dass sie weggehen würden. Am Anfang funktionierte das gut. Bei den Trainees hat das nicht funktioniert. Ich erklärte, dass ich gerne Zeit alleine mit Gott verbringen möchte. Leider konnten nicht alle Englisch und ich habe mit Zeichensprache signalisiert, dass ich alleine sein wollte. Das hat dann auch funktioniert. Später habe ich mich mit anderen Äthiopiern darüber ausgetauscht und sie haben laut gelacht. Sie haben mir erklärt, dass wenn jemand alleine sitzt, man davon ausgeht, dass diese Person traurig ist und man ihm Gesellschaft leisten sollte. Haha XD … oh man… Wenn ich an diese Situation zurückdenke, fühle ich mich an ein Beispiel aus meinem interkulturellen Studium erinnert, dass sich auch mit Missverständnissen zwischen verschiedenen Kulturen beschäftigt hat. Wir lachen immer wieder darüber und über andere kulturelle Unterschiede. Später habe ich realisiert wie das Team ihre “Zeit mit Gott” machte, nämlich während jeder Einzel für sich aber währenddessen alle im Zimmer waren. Das hat mich sehr fasziniert. Da kann ich mir eine riesige Scheibe davon abschneiden, denn ich finde es ultra wichtig, seine “Zeit mit Gott” überall und in jeder Situation geniessen zu können.

EXKURSION MIT WUNDERVOLLEN FOLGEN

Wir sind an einem Tag zum nahegelegenen See gelaufen. Ich fragte zu Beginn, wie lange es dauern würde, bis wir den See erreichen würden. Die Antwort lautete 30 Minuten. Ich dachte, hmm.. wirklich? Nach einer Stunde waren wir etwa in der Mitte und diskutierten darüber, ob wir umkehren sollten, da es mindestens eine weitere Stunde dauern würde bis wir den See erreichen würden. Trotzdem entschieden wir uns, weiter zum See zu gehen. Als wir ankamen, schlug uns ein beissender Geruch entgegen. Der See sieht von weg her sehr schön aus, aber von der Nähe ist alles sehr schmutzig und das Einzige an was man denkt, sind tote Fische. Einige Fotos später, haben wir uns um ca. 17:00 Uhr wieder auf den Heimweg gemacht. Auf dem Weg haben uns einige Kinder von der Gegend begleitet. Wir haben sie gefragt, wann die Hyänen hier seien. Sie haben dann gesagt, in einer Stunde ist hier alles voll. Aha… So hat sich unsere Fortbewegungsgeschwindigkeit locker verdreifacht. Auf dem Heimweg haben wir das Zuhause der Hyänen entdeckt, jedoch habe ich es wegen des Zeitdruckes unterlassen dies zu fotografieren, die Gegend ist da nämlich wunderschön.

Während unseres Weges trafen wir einige Trainees. Einer von ihnen lud uns in sein Haus ein, um für seine Familie zu beten. Wir nahmen die Einladung an und setzten uns auf ein Tuch. Die Familie bot uns sogar Wasser an. In dieser Gegend gibt es kein fliessendes Wasser, weshalb die Wasserflasche ein noch grösseres Zeichen der Gastfreundschaft ist. Girum hatte den Eindruck, dass die Frau an Brustkrebs leidet, was sich später bestätigte. Er betete für sie und sie wurde nach dem Gebet und Befreiungsdienst sichtlich ruhiger.

Auf dem Weg zu unserem Trainingsort ist unsere Gruppe einer Gruppe von jungen Frauen aus der Gegend begegnet. Die Trainees haben ihnen das Evangelium erklärt und einige von ihnen waren dem Evangelium sehr offen.

Da es in dieser Gegend kein fliessendes Wasser gab, war ich sehr froh über die mitgebrachten Feuchttücher. Allerdings kann man sich mit Feuchttüchern weder die Haare waschen noch sich von dem täglichen Dreck befreien. Es war schwierig, sauber zu bleiben.

Ich habe immer das Gleiche gegessen wie sie und hatte keine Probleme damit. Das Essen war meistens sehr lecker. Doch eines Morgens meldete sich mein Magen, ich musste mich übergeben und hatte andere unangenehme Symptome. Ich hatte wohl ein bisschen übertrieben. Aber es gab auch ein paar einzigartige Situationen, über die ich im Nachhinein lachen konnte.

ACHTUNG Trigger: Als ich mich übergeben musste, hatte ich so ein schlechtes Gewissen, da ich nicht die Toilette getroffen habe und habe gesagt, dass ich es reinigen müsste. Girum hat einfach nur losgelacht. Schlimmer könne das WC auch nicht mehr werden. Kurz danach haben die Hühner alles von selbst gereinigt. Wir haben alle sehr darüber gelacht.

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Gottes siegreiche Hand vs Rebellen

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Abreise: ZRH nach ADD